Warum die Deutschen so am Bargeld klammern
"Nur Bares ist Wahres - eine typisch deutsche Einstellung"
Während in Skandinavien Scheine und Münzen langsam verschwinden, vertrauen die Deutschen auf das Geld im Portemonnaie. Doch allmählich ändert sich das Zahlungsverhalten auch hierzulande
Der Flohmarkt – in Deutschland ist er Inbegriff des Feilschens. Jedes 50-Cent-Stück, um das man den Trödler beim Kauf eines abgegriffenen Buches runterhandelt, ist ein kleiner Triumph. Das Klimpern der Münzen in der Bauchtasche des Verkäufers ist der Sound des Flohmarkts.
Ein Sound, den man weiter nördlich immer weniger hört. In Dänemark, unserem skandinavischen Nachbarland, spielt Bargeld nur noch die zweite Geige. Kreditkarten sind hier der Taktgeber. Selbst am Flohmarkt wird nicht mehr um Münzen gefeilscht: Bezahlt wird immer häufiger mit dem Handy.
Die Dänen zahlen fast überall bargeldlos
In Dänemark ist „MobilePay“, eine Bezahl-App der dänischen Bank, inzwischen zum Goldstandard des schnellen Bezahlens am Kiosk, im Café oder eben auf dem Trödelmarkt geworden. Während die Deutschen durchschnittlich 100 Euro Bargeld bei sich tragen, verzichten immer mehr Dänen komplett auf Bargeld. Eine Untersuchung der dänischen Nationalbank zeigt, dass nicht einmal mehr jede vierte Transaktion „cash“ getätigt wird. In Deutschland wird laut der Beratungsfirma Barkow Consulting nur rund jede zwanzigste Zahlung per Kreditkarte abgewickelt.
Nur drei Prozent der Deutschen nutzen das Smartphone für Transaktionen
„Trotz verbreiteter Nutzung bargeldloser Zahlungssysteme findet die verhältnismäßig neue Möglichkeit der Zahlung über Smartphones so gut wie keine Anwendung“, stellt Kerstin Schultz von der Verbraucherzentrale Sachsen fest. In einer Befragung von 1.000 Girokontenbesitzern gaben nur drei Prozent an, ihr Smartphone zum Bezahlen zu nutzen.
Warum sind die Deutschen so skeptisch?
Die meisten Erhebungen zeigen, dass die Deutschen modernen Bezahlmethoden misstrauisch gegenüberstehen. Sie fürchten sich vor Datenmissbrauch, Betrügern oder finden das Bezahlen mit App oder Kreditkarte schlicht zu kompliziert.
Während in Ländern wie Dänemark oder Schweden das Bargeld immer weiter aus dem Alltag der Menschen verschwindet, möchten in Deutschland 9 von 10 Bürgern auch in Zukunft mit Scheinen und Münzen zahlen können.
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Langsam, aber sicher scheinen sich jedoch auch die Deutschen an das Plastikgeld zu gewöhnen.
Alle drei Jahre analysiert die Bundesbank das Zahlungsverhalten der deutschen Bürger. Beim Blick auf die letzten sechs Jahre zeichnet sich ab, dass vor allem das Bezahlen mit Girokarte (früher EC-Karte) immer beliebter wird. Die Kartenzahlung mit PIN und Unterschrift stieg von 2011 bis 2017 von 20,9 auf 27,6 Prozent. Im selben Zeitraum gingen die Transaktionen mit Bargeld um etwa 6 Prozent auf 47,6 Prozent zurück.
Es ist, könnte man sagen, ein Anfang.