Spenden mit der Kreditkarte

05/12/2018

Der digitale Klingelbeutel

In einer evangelischen Gemeinde in Berlin kann man bei der Kollekte jetzt mit Kreditkarte spenden. Wie der digitale Klingelbeutel die Münzsammlung ersetzen könnte

Wenn er von Hand zu Hand weitergereicht durch die Kirchenbänke wandert und durch das klimpern der Münzen sein Kommen ankündigt, zückt früher oder später jeder Gottesdienstbesucher seinen Geldbeutel, um nach ein paar Münzen zu kramen. Der Klingelbeutel gehört zur Messe wie das Amen in der Kirche. In zehn oder zwanzig Jahren könnten sich jüngere Gottesdienstbesucher möglicherweise fragen, woher der Klingelbeutel eigentlich seinen Namen hat. Denn dann könnte es so weit sein, dass überhaupt keine Münzen mehr klirren.
Seit Herbst testet die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) einen digitalen Klingelbeutel, den man nicht nur mit Münzen oder Scheinen, sondern auch mit der Kreditkarte füllen kann. Im Griff des Kollektenbeutels ist nämlich ein Bezahlterminal für kontaktloses Zahlen mit Kreditkarte eingebaut. Mit einem kleinen Rädchen kann man die Höhe der Spende bestimmen. Aus Sicherheitsgründen lässt sich die Spende maximal auf 25 Euro hochschrauben.

Die Kirche setzt auf kontaktloses Bezahlen

Die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) plant, ab Dezember weitere Gemeinden mit dem digitalen Klingelbeutel auszustatten. Das Modell könnte Schule machen. Die EKD argumentiert den Schritt damit, dass immer weniger Banken Bargeld kostenfrei entgegennehmen und man bei einigen Banken bereits gar kein Bargeld mehr abgeben könnte. Angesichts des zunehmenden bargeldlosen Zahlungsverkehrs solle in Kirchen nun auch der Umgang mit Kollekten vereinfacht werden.
Mit der Umstellung auf kontaktloses Zahlen zeigt sich die Kirche immerhin auf der Höhe der Zeit. Bezahlt wird durch das Auflegen einer funkfähigen Kredit- oder Girokarte auf das Bezahlterminal. Eine PIN-Eingabe ist nicht nötig. Auch außerhalb der Kirche setzen immer mehr Geschäfte und Einrichtungen auf das unkomplizierte und schnelle Bezahlsystem.
Die EKD ist stolz auf ihre Innovation und hat nach eigenen Angaben bereits ein Patent auf den digitalen Klingelbeutel angemeldet. Für die Zukunft hat die Kirche schon weitere Pläne. So berichtet sie auf ihrer Homepage, dass auch „eine bundesweite einheitliche Kollektenapp sowie ein Außenkollektenterminal vor Kirchengebäuden angedacht“ seien.